Lebensmittel per App bestellen und in zehn Minuten frisch und bis zur Wohnungstür geliefert bekommen: Was sich für manche nach Traum anhören mag, ist seit 2020 Wirklichkeit. Die sogenannten Zehn-Minuten-Lieferdienste, wie der Gorillas Lieferdienst, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Wie funktionieren die Zehn-Minuten-Lieferdienste?
Die beiden Big Player der Zehn-Minuten-Lieferdienste sind derzeit Flink und Gorillas. Beide Services funktionieren ähnlich:
1. Sie laden die App herunter.
2. Sie legen sich einen Account an – vorausgesetzt, Ihr Standort liegt im Liefergebiet.
3. Sie bestellen Ihre gewünschte Supermarkt-Ware und bezahlen diese per App.
4. Sie bekommen Lebensmittel & Co. per E-Bike geliefert.
Pretty in pink: die Lieferdienst-App Flink
Mit ihren pinken Rädern und Rucksäcken sind die Fahrerinnen und Fahrer von Flink kaum zu übersehen. Die App gibt es erst seit Anfang 2021. Hinter dem Lieferdienst stehen die drei Gründer Julian Dames, Christoph Cordes sowie Oliver Merkel. Julian Dames war unter anderem für Foodora tätig, Christoph Cordes bei home24. Oliver Merkel arbeitete zunächst für die direkte Konkurrenz: Gorillas.
Flink ist aus der App Pickery hervorgegangen, bei der die Kurierfahrenden noch selbst in Rewe-Märkten einkauften und die Ware dann ausfuhren. Inzwischen operiert der App-Lieferdienst mit eigenen Lagern. Die Verbindung zu Rewe besteht aber nach wie vor und wurde letztes Jahr vertieft: Anfang Juni 2021 gab die Supermarkt-Kette bekannt, Flink nun exklusiv mit Waren zu versorgen. Laut einer Studie von Statista aus dem Mai 2022 gaben 8% der Befragten an, in den letzten 12 Monaten Lebensmittel bei Flink eingekauft zu haben. Damit ist Flink unter den Zehn-Minuten-Lieferdiensten derzeit der Gefragteste vor Gorillas mit 7%.
Steckbrief: Lieferdienst Flink
Auf dem Markt seit | Januar 2021 |
Aktiv in diesen deutschen Städten | Aachen, Berlin, Bonn, Braunschweig, Chemnitz, Dortmund, Duisburg, Erlangen, Frankfurt, Hamburg, Kaiserslautern, Kassel, Köln, Leipzig, Magdeburg, Mannheim, Mönchengladbach, München, Nürnberg, Offenbach, Passau, Regensburg, Stuttgart, Wuppertal, Aschaffenburg, Bochum, Bottrop, Bremerhaven, Darmstadt, Dresden, Düsseldorf, Essen, Freiburg, Heilbronn, Karlsruhe, Kiel, Krefeld, Ludwigshafen, Mainz, Moers, Mülheim an der Ruhr, Neuss, Oberhausen, Oldenburg, Potsdam, Remscheid, Wiesbaden |
Lieferzeiten | Mo – Do 07:30 / 08:00 – 23:00 Uhr Fr – Sa 07:30 / 08:00 – 00:00 Uhr (Variiert je nach Stadt) |
Mindestbestellwert | 1,00 Euro (Variiert je nach Standor)t |
Standardlieferkosten | 1,99 Euro pro Lieferung |
Anzahl lieferbarer Produkte | 2.200+ |
Das Einhorn unter den Lieferdiensten: Gorillas
Der Lieferdienst Gorillas ist nach aktuellen Schätzungen ca. 2,5 Milliarden Dollar wert. Bereits ein Jahr nach der Gründung durch Kağan Sümer in Berlin war der Marktwert des Unternehmens bereits bei einer Milliarde Dollar. In der Start-up-Szene erhält solch ein Phänomen den Titel Einhorn, weil es – wenn es überhaupt erreicht wird – sehr selten ist. Gorillas lieferte zunächst täglich aus, inzwischen sind die Lieferzeiten auf montags bis samstags beschränkt. Anders als Flink expandiert Gorillas auch im Ausland und ist zum Beispiel in New York und London aktiv.
Steckbrief: Lieferdienst Gorillas
Auf dem Markt seit | Mai 2020 |
Aktiv in diesen deutschen Städten | Augsburg, Berlin, Bochum, Bonn, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Fürth, Gelsenkirchen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Münster, Nürnberg, Offenbach am Main, Stuttgart |
Lieferzeiten | Mo-Sa 8-23 Uhr |
Mindestbestellwert | 2,10 Euro Aufschlag bei Bestellungen unter 15 Euro |
Lieferkosten | 1,80 Euro pro Lieferung |
Anzahl lieferbarer Produkte | 2.000 |
Welche Lieferdienste gibt es außerdem?
Neues aus der Hauptstadt: Bring
Der Berliner Lieferdienst Bring liefert bisher nur in der deutschen Hauptstadt, plant jedoch, in 11 weitere Städte zu expandieren, darunter Köln, Hamburg und München. Eine Besonderheit bei Bring ist die Möglichkeit, selbst im Lager vor Ort einzukaufen. Anders als Gorillas und Flink verspricht der Lieferdienst Bring eine Lieferzeit von bis zu 30 Minuten, ist also nicht ganz so schnell wie die Konkurrenz. Laut Webseite liefert Bring über 10.000 Produkte. Bestellen können Sie hier von Mo – Sa 08:30 – 24:00 Uhr. Der Mindestbestellwert beträgt 25 Euro, Lieferkosten gibt es aber keine.
Neues aus der Türkei: Getir
Der türkische Lebensmittel-Lieferdienst Getir liefert mittlerweile auch an Menschen in deutschen Städten. Zu seinen Liefergebieten gehören Teile von Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Nürnberg und München. Getir setzt einen Mindestbestellwert von 10 Euro voraus, berechnet aber keine Lieferkosten und stattet seine Fahrer oft mit Mofas aus. Das Angebot erstreckt sich auf über 1.500 Produkte. Der Dienst liefert von Montag bis Samstag, wobei die Öffnungszeiten je nach Liefergebiet variieren.
Der Supermarkt-Einkauf nach Hause geliefert
Darüber hinaus stehen die Zehn-Minuten-Lieferdienste in Konkurrenz zu Lebensmittel-Lieferdiensten wie Amazon Fresh oder den Lieferangeboten von Rewe & Co. Diese sind im Vergleich zu den schnellen Lieferdiensten darauf ausgelegt, einen ganzen Supermarkteinkauf zu ersetzen. Allerdings setzt der Lieferservice von Rewe einen Mindestbestellwert von 50€ voraus und eignet sich daher eher für Familien und Paare als für Einzelpersonen. Amazon Fresh liefert mittlerweile immerhin bereits am selben Tag und steht Prime-Mitglieder*innen in München, Hamburg, Berlin und Potsdam ohne zusätzliche Mitgliedsgebühr zur Verfügung. 20 Euro muss der Einkauf hier mindestens kosten. Bis 80 Euro wird zudem eine Liefergebühr von 1,99 Euro berechnet.
Ein anderes Lieferkonzept verfolgt der Online-Supermarkt knuspr aus Tschechien. Das Startup ist im Sommer 2021 auch in München gestartet und liefert seit Februar diesen Jahres ebenfalls in Frankfurt aus. Ihr Ziel ist es, in wenigen Jahren alle großen Städte Deutschlands zu beliefern und Marktführer zu werden. Bis April 2023 rechnet die Muttergesellschaft Rohlik mit einem Umsatz von 100 Millionen Euro. Knuspr setzt auf Regionalität – das heißt, je nach Standort bis zu 30% Produkte aus der Region – und Bio und versteht sich als „Supermarkt und Hofladen in einem“. Dazu arbeitet das Startup mit Höfen und Produzent*innen aus der Region. Knuspr verspricht eine Lieferzeit von maximal drei Stunden am selben Tag und berechnet ab einem Bestellwert von 79 Euro keine Liefergebühren. Der Mindestbestellwert beträgt 29€ und die erste Bestellung ist lieferkostenfrei.
Tiefkühlkost für Vielbeschäftigte
Lieferdienste wie Eismann und Bofrost haben sich nahezu ganz auf Tiefkühlprodukte spezialisiert, die einfach zuzubereiten und lange haltbar sind, was gerade für Menschen mit wenig Zeit oder Motivation zum Kochen eine praktische Alternative bietet. Bei Eismann beträgt der Mindestbestellwert 30€, während Sie bei Bofrost einen Energiekostenausgleich von 1,50€ pro Bestellung zahlen müssen.
Lebensmittelkisten regelmäßig nach Hause geliefert
Ein anderes Konzept als die bisher genannten Lieferdienste verfolgt HelloFresh. Hier können Sie ein jederzeit kündbares Abo abschließen, sodass Sie wöchentlich ein Paket mit ausgewählten Lebensmitteln erhalten. Zusätzlich bietet Ihnen HelloFresh zahlreiche Rezepte, die Sie mit den Zutaten in Ihrer Box kochen können. Auf diese Weise müssen Sie sich nur einmal für eine Art von Box entscheiden – dafür geben Sie die Personenzahl und die Zahl der Mahlzeiten pro Woche an, die Sie zubereiten möchten – und erhalten Ihre Lebensmittel dann ohne weiteres Zutun.
Lieferdienst-Apps sind nicht unumstritten
Lieferdienst-Apps standen und stehen immer wieder in der Kritik. Kurz nach Start klaffte bei Flink ein riesiges Sicherheitsleck, über 4.000 Datensätze wurden preisgegeben. Außerdem werden konstant bessere Arbeitsbedingungen für die Fahrer*innen sowohl bei Flink als auch bei Gorillas gefordert. Die Waren sind teilweise sehr schwer und das Lieferversprechen innerhalb von zehn Minuten sorgt für reichlich Druck. Daneben gibt es immer wieder Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern um die Verteilerzentren, von denen aus die Ware ausgeliefert werden. Im Minutentakt werden Lebensmittel & Co. herausgeholt, was zu ständigem Lieferverkehr führt – die Waren müssen schließlich erst einmal vor Ort ankommen.
Ein Nachteil von Lebensmittellieferungen für Sie als Verbraucher*in bleibt, dass Sie auf das Urteilsvermögen und die Sorgfalt der Zuständigen des Lieferdienstes vertrauen müssen, wenn es um die Auswahl vor allem verderblicher Lebensmittel geht. Immer wieder liest man in Erfahrungsberichten von Einzelfällen mit mangelhaften oder verdorbenen Lebensmitteln. Hier liegt es an den Anbietern, Qualität zu gewährleisten.
Lieferdienst-Apps: Welche Rechte haben Sie?
Lebensmittel sind in der Regel vom 14-tägigen Widerrufsrecht ausgenommen, da sie leicht verderblich sind. Ein Recht auf ordnungsgemäße Lieferung haben Sie trotzdem. Sollte etwas nicht stimmen, reklamieren Sie dieses am besten direkt. Dokumentieren Sie die Bestellung mithilfe von Fotos und nehmen Sie zeitnah Kontakt zum Kundenservice auf.
Mit den Lieferdienst-Apps haben Sie eine Möglichkeit mehr, schnell und bequem Lebensmittel einzukaufen. Expertinnen und Experten rechnen damit, dass sich auf diesem Gebiet noch einiges tun wird. Sie möchten bei Trendthemen wie diesem auf dem Laufenden bleiben? Dann melden Sie sich unter diesem Artikel für den Trusted Shops-Newsletter an.
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