Ein eigenes Auto zu besitzen, ist eine tolle Sache – zumindest dann, wenn man es häufig braucht und nicht vor Kfz-Versicherungen, Reparaturen, Wartungen und eventuell auch der ein oder anderen Panne zurückschreckt. Sie möchten Auto fahren, haben aber keine Lust auf genau diese Unannehmlichkeiten? Dann sind Sie vermutlich der richtige Kandidat für das Carsharing. Das Prinzip ist denkbar einfach: Gewerbliche Carsharing-Anbieter stellen Autos zur Verfügung, die Sie für eine gewisse Zeit buchen können. Dafür schließen Sie mit dem Anbieter bei der Anmeldung einen Rahmenvertrag. Danach lassen sich die Autos in der Regel rund um die Uhr und selbstständig buchen – entweder über eine App, über die Website des Anbieters oder über eine Telefonnummer. In der Regel teilen sich so durchschnittlich 15 bis 20 Nutzer ein Auto.
Neu ist die Idee ganz und gar nicht: Bereits seit 1988 existiert in Deutschland das Konzept des Autoteilens. Damals entstand die erste Carsharing-Firma in Berlin. Mittlerweile gibt es deutschlandweit 226 Organisationen, die an 840 Orten Carsharing anbieten. Das zeigt: Autos kurzzeitig zu buchen und wieder abzugeben wird immer beliebter. Anfang 2019 gab es mehr als 2,4 Millionen Carsharing-Nutzer in Deutschland – und die Zahlen steigen stetig. Auch die Anzahl der Carsharing-Stationen wächst: Vor 20 Jahren gab es 2.200 Stationen in Deutschland, heute sind es über 5700.
Die Vorteile von Carsharing im Überblick
Sie interessieren sich für Carsharing, wissen aber noch nicht, ob es wirklich das richtige für Sie ist? Wir haben die Vorteile für Sie zusammengefasst:
- Keine Anschaffungskosten
Wer auf ein eigenes Auto verzichtet und sich eines mit anderen teilt, hat keine Anschaffungskosten. Carsharing-Nutzer müssen nur für die eigentliche Nutzung des Fahrzeugs zahlen. Hinzu kommt bei einigen noch eine einmalige Registrierungsgebühr.
- Keine Wartungen und Reparaturen
Wer Carsharing nutzt, hat den großen Vorteil, ein immer funktions- und einsatzfähiges Auto bereitgestellt zu bekommen. Um Inspektionstermine, Reparaturen und Tanken kümmert sich der Anbieter.
- Neue Autos – komfortables Fahren
Carsharing-Anbieter erneuern ihren Fuhrpark üblicherweise sehr regelmäßig. Selten sind die Autos älter als drei Jahre. Das beschert Ihnen als Nutzer ein angenehmes und komfortables Fahrgefühl in modernen Autos mit ordentlicher Innenausstattung.
- Keine Langeweile durch große Fahrzeugauswahl
Carsharing-Anbieter verfügen meist über eine große Bandbreite verschiedener Fahrzeugmodelle – vom Kleinwagen über den Transporter bis zur Limousine.
- Parkplatzsuche? Nicht nötig!
Vor allem in der Stadt ist es für Autobesitzer häufig schwierig, einen Parkplatz zu finden. Mit Carsharing fällt diese oft zeitraubende Tätigkeit einfach weg, denn Carsharing-Anbieter halten üblicherweise Parkplätze für ihre Autos vor und lassen Sie auf vielen städtischen Parkplätzen völlig unentgeltlich parken.
- Die Umwelt schonen
Wenn Menschen sich ein Auto teilen, schonen sie die Umwelt. Die Verkehrsbelastung geht zurück.
Die Nachteile von Carsharing im Überblick
Natürlich hat das Carsharing auch ein paar negative Aspekte, über die wir Sie hier informieren:
- Kein Statussymbol
Für viele Menschen ist ein Auto ein Statussymbol. Das kann Carsharing natürlich nicht bieten. Wer also Freude daran hat, seinen gesellschaftlichen Stand über ein Auto zum Ausdruck bringen, wird nicht darum herumkommen, sich ein eigenes Fahrzeug nach den individuellen Vorlieben anzuschaffen.
- Eingeschränkte Spontanität
Einfach ins Auto springen und los – ganz so einfach ist es beim Carsharing nicht. Es kann beispielsweise vorkommen, dass das Wunschauto nicht zum gewünschten Termin verfügbar oder in der Nähe ist. Wer also zu jeder Zeit und von jetzt auf gleich mobil sein möchte, ist eher der Kandidat für ein eigenes Auto.
- Wenige Carsharing-Möglichkeiten auf dem Land
Carsharing wird hauptsächlich in größeren Städten angeboten. Die Gebiete werden aber stetig erweitert.
- Berufspendler profitieren meist nicht
Carsharing wird in der Regel über die Nutzungsdauer abgerechnet. Wer also mit einem Carsharing-Fahrzeug fährt und dieses für die Dauer der Arbeitszeit parkt, um dann damit wieder nach Hause zu fahren, zahlt für die Parkzeit unnötig hohe Nutzungsgebühren. Hier kann sich ein fixer Mehrstundentarif lohnen.
Carsharing – diese Modelle gibt es
Carsharing ist nicht gleich Carsharing. In Deutschland haben sich mehrere Varianten etabliert, die wir Ihnen hier vorstellen:
Stationsbasiert:
Die Autos stehen auf einem festen Parkplatz, an dem Sie als Kunde das Auto abholen und nach der Fahrt auch wieder abstellen. Reservieren können Sie in der Regel mehrere Wochen im Voraus. Stationsbasiertes Carsharing ist die preisgünstigste Variante. Eine Stunde Fahrt mit einem Kleinwagen kostet üblicherweise zwischen vier und acht Euro – Benzin ist dabei schon inklusive.
Free-Floating:
Hier stehen die Autos frei geparkt in der Stadt. Sie als Nutzer können die Fahrzeuge mit dem Smartphone orten und buchen. Der Vorteil: Nach der Nutzung können Sie das Auto beliebig innerhalb des Nutzungsgebiets wieder abstellen. Free-Floating gibt es derzeit nur in großen Städten. Reservierungen im Voraus sind nicht möglich. Das Konzept eignet sich eher für spontane Fahrten – und ist auch teurer als das stationsbasierte Carsharing. Eine Stunde Fahrt mit einem Kleinwagen kostet zwischen 17 und 20 Euro.
Beim gewerblichen Carsharing gibt es für den Verbraucher einiges zu beachten. Hier finden Sie eine Checkliste des ADAC, die Ihnen hilft, den richtigen Anbieter zu finden und alle Fallstricke zu umgehen.
Privat:
Bei diesem Konzept bietet eine Privatperson ihr Auto zum Teilen an. Meist funktioniert das über eine Internetplattform, aber auch über das nachbarschaftliche Teilen. Der Unterschied zu den beiden oberen Varianten: Es gibt keine rahmenvertragliche Regelung – für jede Nutzung muss ein neuer Vertrag geschlossen werden. Denn der eigentliche Besitzer des Fahrzeugs kann sein Auto natürlich jederzeit wieder für sich allein beanspruchen. Sie überlegen, Ihr eigenes Auto als Privatperson zeitweise zu verleihen? Dann finden Sie hier einen Mustervertrag für das private Carsharing.
Ridesharing oder Mitfahrgelegenheiten:
Hierbei bietet ein Autobesitzer einzelne Fahrten als Mitfahrgelegenheit an. Auch das funktioniert ohne Rahmenverträge. Bekanntestes Beispiel ist Blablarcar.de. Neben der Strecke teilen sich die Mitfahrer auch den Fahrpreis. Besonders für Berufspendler kann sich so eine Mitfahrgelegenheit wirtschaftlich und ökologisch lohnen.
Unfall mit dem Carsharing-Wagen – Was funktioniert der Versicherungsschutz?
Sie überlegen, Carsharing auszuprobieren, machen sich aber Gedanken über Ihren Versicherungsschutz? Damit sind Sie nicht allein. Viele Interessierte fragen sich, was eigentlich im Falle eines Unfalls passiert. Wir haben für Sie recherchiert:
Grundsätzlich sind die geliehenen Fahrzeuge rundum versichert – so wie auch bei der klassischen Autovermietung. Bei allen großen Anbietern ist eine Haftpflicht- und eine Kaskoversicherung im gezahlten Preis inbegriffen. Die Kaskoversicherung deckt dann Schäden ab, die am Auto entstehen – beispielsweise durch Diebstahl, Brand oder Explosionen. Die Haftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die durch den Gebrauch des Autos verursacht werden.
Sie als Kunde haften nur, wenn Ihr Carsharing-Anbieter Ihnen auch tatsächlich ein Verschulden nachweisen kann. Für unaufklärbare Schäden am Mietauto haften Sie in der Regel nicht. Das gilt auch dann, wenn die Miete des Fahrzeugs ordnungsgemäß beendet und an einer öffentlich zugänglichen Stelle geparkt wird. Hier kann es passieren, dass durch Einwirken Dritter (z.B. bei einem Parkunfall durch ein fremdes Auto) ein Schaden eintritt.
Wichtig ist es, sich vor der Nutzung des Fahrzeugs im Klaren über die Selbstbeteiligung bei einem Unfall zu sein. Diese fällt nämlich von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich hoch aus. Bei einem selbstverschuldeten Unfall müssen Sie beispielsweise in der Regel mit einer Summe von 500 bis 1500 Euro Reparaturkosten rechnen. Größere Anbieter geben ihren Kunden die Möglichkeit, die Selbstbeteiligung zu reduzieren – beispielsweise durch monatliche oder jährliche Zuzahlungen. Informieren Sie sich also vor Ihrer ersten Fahrt über die Regelungen Ihres jeweiligen Anbieters.
Welche Carsharing-Anbieter sind besonders beliebt?
Sie haben sich dazu entschlossen, Carsharing auszuprobieren? Dann haben Sie jetzt die Qual der Anbieter-Auswahl. Der beliebteste Anbieter in Deutschland ist derzeit SHARE NOW. Das Joint-Venture, das aus den zwei großen Anbietern car2go und DriveNow hervorging, zählte Ende 2019 rund drei Millionen Kunden – gefolgt von Flinkster, eine Tochter der Deutschen Bahn, mit etwa 315.000 Kunden. Auch greenwheels ist ein beliebter Carsharing-Anbieter, ebenso wie MILES.
Fazit: Carsharing, ja oder nein?
Grundsätzlich lässt sich zusammenfassen: Wer in einer großen Stadt wohnt und nur ab und zu ein Auto braucht, ist beim Carsharing genau richtig. Für ländliche Gebiete kommt Carsharing häufig nicht in Frage – schon allein deshalb, weil es dort weniger Angebote gibt. Hinzukommt, dass Menschen auf dem Land üblicherweise regelmäßige Autofahrer sind, sodass sich hier ein eigenes Fahrzeug lohnt. Letztlich gilt jedoch: Einfach mal ausprobieren! Doch bevor Sie starten, noch ein Tipp: Die meisten Anbieter geben Ihnen die Möglichkeit, Autos über Apps zu mieten. Das ist praktisch und komfortabel – dennoch sollte man sich als Verbraucher auch über mögliche Gefahren und Risiken beim App-Download bewusst sein.
In diesem Artikel lesen Sie, worauf Sie beim App-Download unbedingt achten sollten. Und jetzt: Gute Fahrt!
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