Der Markt ist riesig: Ob Produktbewertungen von Käufern oder umfassende Tests von Prüflaboren: Täglich suchen Verbraucher im Internet gezielt danach und machen Ihre Kaufentscheidung von einer positiven Bewertung abhängig. Da wundert es kaum, dass Fake-Testportale im Internet wie Unkraut aus dem Boden sprießen und ratsuchenden Kunden mit geschönten Testnoten fragwürdige Produkte empfehlen.
Wer vor dem Kauf eines neuen Kühlschranks oder Fernsehers steht, recherchiert zunächst oft online nach einem entsprechenden Test bei der Stiftung Warentest. Das hat seinen Grund, denn die Testurteile sind das Ergebnis umfassender Labortests, durchgeführt von qualifiziertem Personal. Tests, die in diesem Umfang durchgeführt werden, sind aufwändig und entsprechend kostenintensiv. So ist es auch logisch, dass die Stiftung Warentest sich ihren Service bezahlen lässt – entweder über den Kauf des monatlich erscheinenden Printmagazins oder gegen Gebühr für online abrufbare Testberichte. Viele Kunden scheuen diese Kosten und landen auf der Suche nach einer frei verfügbaren Produktempfehlung leider immer wieder auf Fake-Testportalen.
Wie Fake-Testportale tricksen, um Sie zum Bestellen zu bewegen
Die gefälschten und teils erfundenen Warentests stellen ein einträgliches Geschäft für die Betreiber dieser Portale dar. Das Ziel: Der Kunde soll auf den Bestell-Link zu den dort „getesteten“ Produkten klicken, über die der Betreiber des Fake-Portals eine Händler-Provision einstreicht. Dieses auch als Affiliate-Marketing bekannte, eigentlich legale Geschäft zwischen Partnerunternehmen, beschert den Fake-Testportalen z. B. bei einem auf Amazon gelisteten Händler zwischen 1 und 12 Prozent des Netto-Preises.
Im Internet finden sich sogar Anleitungen, mit denen sich solche Portale schnell und kostengünstig aufsetzen lassen. Und geht das Portal online, lockt es die Kunden bei Ihrer Google-Recherche mit scheinbar seriösen Warentests auf seine Webseite. Hier werden die Produkte dann mit allen Mitteln der Kunst in den Himmel gelobt, indem Empfehlungen aus verschiedenen Quellen geschickt miteinander kombiniert werden. Natürlich testen diese Portale keine der hier vorgestellten Waren selbst. Stattdessen werden die Produkte so beschrieben, als seien Sie tatsächlich von der Stiftung Warentest geprüft worden. Zudem werden echte Tests zweckentfremdet und mit positiven Kundenbewertungen frisiert. Misstrauisch sollten Sie auch dann sein, wenn die Produktvorzüge willkürlich und ohne Substanz zusammengeschrieben sind.
So platzieren sich Fake-Bewertungen vor seriösen Testanbietern
Besonders brisant: An dieser Situation ist Google nicht unschuldig. Denn meist sind die Texte bis ins kleinste Detail suchmaschinenoptimiert. Die Folge: In der Suchergebnissen landen sie oft ganz weit oben, obwohl der Inhalt dieser Seiten – entgegen den Google-Richtlinien – keinen informationellen Mehrwert für den potenziellen Käufer bietet.
Fake-Testportale gehen sogar soweit, dass ein in Wahrheit mangelhaft oder ungenügend getestetes Produkt mit einer Top-Bewertung aufgeführt wird. Dass der auf den ersten Blick hochwertige Kindersitz schwere Sicherheitsmängel aufweist oder Giftstoffe absondert, wird gezielt verschleiert. Eines ist klar: Die Grenzen der Legalität überschreiten die Betreiber gleich in mehrfacher Hinsicht, da Sie sowohl gegen das Wettbewerbs-, Urheber- und häufig auch Markenrecht verstoßen.
Zum Glück lassen sich die Fake-Testportale aufgrund folgender Indizien leicht enttarnen:
- Starke Fokussierung auf Produktlinks zum Online-Händler: Der Button zum Produkt wird auffällig in Szene gesetzt und meist auch an mehreren Stellen innerhalb des Tests platziert.
- Hohe Konzentration von Testsiegern: Fast jedes Produkt wird auf Fake-Testportalen mit einer guten oder sehr guten Test Note bewertet.
- Fehlende Testergebnisse: Mehr als die Testnote bekommen Sie meist nicht zu sehen – vollständige Produkttests oder gar ein Hinweis, wie sie durchgeführt wurden, sind auf Fake-Testportalen absolute Mangelware. Vorsicht gilt auch dann, wenn Produkte nicht in einer Testsituation gezeigt werden, sondern nur Fotos des Herstellers abgebildet sind.
- Perfekt auf das getestete Produkt abgestimmte Domain-Namen: Ein Name wie Kinderwagentest.de soll Vertrauen schaffen, doch hinter solchen Webseiten verbirgt sich fast immer ein unseriöses Test-Portal.
- Die Testsieger-Grauzone: Den Begriff Testsieger umschiffen Fake-Anbieter geschickt, mit Umschreibungen wie Vergleichssieger: Denn ohne durchgeführten Test kann es natürlich auch keinen „Testsieger“ geben.
- Impressum und Datenschutzerklärung fehlen: Sind auf der Seite weder eine eindeutige Anschrift, ein Handelsregistereintrag oder der Name des Verantwortlichen zu finden, suchen Sie besser direkt nach einem anderen Testanbieter.
Fazit
Der Aufwand, den die Stiftung Warentest und seriöse Testmagazine betreiben ist immens und entsprechend teuer. Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Testergebnisse sind hierbei die wichtigsten Kriterien. Auf diese können Sie sich als Verbraucher stets verlassen. Ganz anders sieht es dagegen bei den Fake-Testportalen aus: Hier steht das wirtschaftliche Interesse des Seitenbetreibers eindeutig im Vordergrund. Es geht nur darum, Sie zum Klick auf einen Bestellbutton zu verführen. So schrecken diese Portale auch nicht davor zurück, Ihnen die wahren Qualitäten der Produkte bewusst vorzuenthalten oder besser zu bewerten, als Sie tatsächlich sind.
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