Love-Scamming (zu Deutsch: „Liebes Betrug“) ist in den letzten Jahren immer populärer geworden und hat vielerorts Gemüter erregt – und das, aus gutem Grund. Die Täter*innen sind oft mehr als dreist und nutzen die Glaubwürdigkeit einsamer Singles aus, haben dabei aber nur ein einziges Ziel: ihren Opfern gnadenlos das Geld aus der Tasche zu ziehen. Dafür nutzen sie auf Partnerbörsen und in sozialen Netzwerken gestohlene Bilder, um damit gefälschte Identitäten zu erschaffen und sich potenziellen Opfern emotional zu nähern. Oft zieht sich das Love-Scamming über Monate und wird damit nicht nur finanziell zu einer Katastrophe für die Betroffenen, sondern auch psychisch. Hier erfahren Sie, wie Sie Love-Scamming erkennen und was Sie tun können, um sich zu schützen.
Was steckt hinter Love Scam?
Es scheint fast zu schön um wahr zu sein. Ihr*e Traumpartner*in hat Sie auf einer Partnerbörse angeschrieben. Das Bild entspricht genau Ihrem Geschmack, auch beruflich scheint es gut zu laufen. In den nächsten Monaten lernen Sie sich online näher kennen – doch plötzlich geschieht Ihrer neuen Schwärmerei etwas und er oder sie benötigt dringend Geld.
So oder so ähnlich passiert es täglich – und zwar weltweit. Love-Scamming ist zu einem regelrechten Geschäftsmodell geworden, das systematisch auf partnerschaftssuchende Menschen abzielt und ihnen die große Liebe vorspielt. Statistisch fällt Love-Scamming in den Bereich der Internetkriminalität. In Deutschland werden bisher keine konkreten Zahlen zu Love-Scamming erhoben. Anders sieht es dagegen in den USA aus: Allein im Jahr 2022 betrug der Schaden insgesamt rund 1,3 Milliarden Dollar. Mehr als 70.000 Fällen wurden den Behörden dort gemeldet, die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.
Einige Fälle wurden besonders bekannt, darunter der Fall des „Tinder Schwindlers“, dem ein großer Streaming-Anbieter eine eigene Dokumentation widmete. Hier kamen vor allem die Opfer zur Sprache – aber auch die Hilflosigkeit seitens der Behörden wird deutlich. Bis ausreichend Beweise gegen den Liebesschwindler vorliegen, vergehen Monate. In dieser Zeit werden viele weitere Menschen zum Opfer. Die Realität sieht meist noch etwas düsterer aus, denn nicht selten sitzen die Täter im Ausland und können dadurch gar nicht erst überführt werden. Betroffene bleiben also auf dem Schaden sitzen, finanziell und emotional.
Wie funktioniert die Betrugsmasche und wie kann ich einen Scam erkennen?
Täter*innen kontaktieren ihre Opfer mit ihren gefälschten Profilen meist über die sozialen Medien, etwas seltener auch über Dating-Plattformen oder in Foren. Die Masche folgt meist einem gleichbleibenden Muster: Love-Scammer wirken besonders interessiert, sind aufmerksam und zu jeder Zeit erreichbar. Schon kurze Zeit später gestehen sie den Betroffenen ihre Liebe. Und dann passiert es – plötzlich benötigt der Love-Scammer dringend Geld. Oft wird dafür eine tragische Geschichte erfunden, die die Betroffenen auch emotional unter Druck setzt. Einer geliebten Person möchte man schließlich zur Seite stehen, wenn diese in der Klemme steckt. Und so bringen Romance-Scammer ihre Opfer gezielt um ihr Geld.
Wenn Sie Love-Scamming erkennen möchten, achten Sie außerdem auf folgende Anzeichen:
- Täter*innen kommunizieren häufig in gutem Englisch. Laut Expert*innen sind derzeit rund 95 % aller englischsprachigen Profile in deutschsprachigen Netzwerken auf Romance-Scammer zurückzuführen! Aber auch Übersetzungs-Software und Deep Fakes kommen immer häufiger zum Einsatz, sodass die Täter*innen auch in gebrochenem Deutsch kommunizieren können.
- Die Bilder der Betrüger*innen wirken oft gestellt oder stark verpixelt und scheinen nicht recht zur Person zu passen, mit der Sie kommunizieren.
- Zusätzlich sind die Bilder häufig manipuliert. Achten Sie daher auf mögliche Veränderungen, die nachträglich an den Bildern vorgenommen wurden – zum Beispiel auf Namensschildern, Straßenschildern etc.
- Love-Scammer abonnieren und kontaktieren in den sozialen Netzwerken häufig so viele Personen wie möglich. Ist die Freundesliste einer Person überdurchschnittlich groß oder folgt eine Person deutlich mehr Personen als üblich, so ist Vorsicht geboten.
Wie kann ich mich vor Love- oder Romance-Scam schützen?
Love-Scamming zielt darauf ab, möglichst schwer erkennbar zu sein. Dementsprechend sind auch die Möglichkeiten, sich selbst zu schützen, sehr überschaubar. Dennoch stehen Sie dem Love-Scamming nicht schutzlos gegenüber! Beachten Sie folgende Tipps als Schutz gegen Love-Scamming:
- Nehmen Sie in sozialen Netzwerken keine Anfragen von Menschen an, die Sie nicht kennen. Kontaktiert Sie eine fremde Person, lassen Sie es langsam angehen und stellen Sie viele Rückfragen. Wenn Ihnen eine fremde Person schnell etwas von der großen Liebe erzählt, ist besondere Vorsicht geboten.
- Falls Sie Dating-Plattformen benutzen möchten, greifen Sie auf solche zurück, bei denen ausschließlich verifizierte Nutzer mit vorheriger Identitätsprüfung Zugang erhalten.
- Versenden Sie kein Geld online an Personen, die Sie nicht kennen! Oftmals sitzen die Täter*innen von Love-Scamming im Ausland, sodass ein Zurückholen des Geldes fast unmöglich ist.
- Geben Sie keine sensiblen Daten an fremde Personen heraus – vor allem nicht Ihre Kontodaten oder Kreditkartendaten!
- Haben Sie den konkreten Verdacht, Opfer eines Romance-Scammers geworden zu sein, kontaktieren Sie umgehend die Polizei und sichern Sie alle Beweise, z. B. Chatverlauf, Fotos und E-Mails. Um weitere Opfer zu verhindern, können Sie die betroffenen Profile auch direkt an die Betreiber*innen der Dating-Plattformen oder Netzwerke melden.
Ferner stehen Ihnen inzwischen auch technische Möglichkeiten zur Verfügung, einen Love-Scammer zu erkennen. Bewährt hat sich die Google Bildersuche: Laden Sie dazu einfach das Profilbild Ihres Chat-Partners herunter und speichern Sie es auf Ihrem Computer. Nun öffnen Sie die Google Bildersuche, klicken in der Suchleiste auf das Kamerasymbol und laden dort das heruntergeladene Foto hoch. Nun zeigt Ihnen Google an, wo das Bild im Internet bereits genutzt wurde.
Einen Überblick über aktuelle Fälle von Love Scam finden Sie zudem bei Betrugsalarm. Hier finden sich Warnungen zu aktuellen Romance Scams, häufig inklusive Profilbild und Kontaktdaten der Täter*innen. Sie können zum Beispiel den Namen, die verwendete Handynummer oder E-Mail Adressen in die Suchleiste eingeben und so prüfen, ob diese bereits für Love Scams verwendet wurden.
Was können Sie tun, wenn Sie einem Love-Scammer zum Opfer gefallen sind?
Immer mehr Menschen fallen einem Love-Scammer zum Opfer. Der wichtigste Punkt ist also die Einsicht: Sie sind nicht allein. Wenn Sie von Love-Scamming betroffen sind, wenden Sie sich umgehend an die örtliche Polizeibehörde und erstatten Sie Anzeige gegen den oder die Täter*innen. Nehmen Sie dazu möglichst viel Beweismaterial mit, z. B. Chatverläufe, Fotos und E-Mails. Versuchen Sie außerdem, mit Ihrem Finanzdienstleister Rücksprache zu halten. Möglicherweise lassen sich Überweisungen und Kreditkartenzahlungen noch rückgängig machen. Legen Sie dazu auch die Anzeige vor, die Sie bei der Polizei erstattet haben.
Aber nicht nur finanziell sollten Sie sich Unterstützung suchen, auch emotional. Viele Opfer von Love-Scamming leiden im Anschluss unter Scham, Einsamkeit und Selbstvorwürfen. Wenn Sie betroffen sind, wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Region oder nehmen Sie therapeutische Hilfe in Anspruch. So können Sie auch den emotionalen Schaden ausgleichen, der durch die Betrugsmasche entstanden ist.
Tipp: Neben Love-Scamming gibt es natürlich noch viele weitere Betrugsmaschen im Internet. Werfen Sie einen Blick in das Trusted Shops Magazin, um zu erfahren, wie Sie sich vor Hackern schützen können oder wie Sie Fake Shops im Internet erkennen können.
Sind Sie selbst schon Opfer von Love-Scamming geworden? Berichten Sie uns gern in den Kommentaren davon, wie Sie damit umgegangen sind. Wenn Sie weitere Tipps haben, wie sich Betrüger*innen im Internet erkennen lassen, freuen wir uns natürlich ebenfalls über Ihre Erfahrungswerte.
Ihre Meinung interessiert uns!
Bitte beachten Sie, dass wir Kommentare, die Links oder persönliche Daten beinhalten, nicht freigeben können.