Menschen messen ihre Gesundheit und Leistung seit mehreren tausend Jahren in Zahlen und haben dafür die verschiedensten Apparaturen wie Körperwaagen, Stoppuhren und schließlich Blutdruckmessgeräte und EKGs erfunden. Moderne Messgeräte des 21. Jahrhunderts punkten heute mit genaueren Messungen als je zuvor und deutlich mehr Funktionen und das bei reduzierter Größe. Wearables ermöglichen uns, gekoppelt mit smarten Apps oder anderen Diensten – unsere Vitaldaten zu erfassen, jeder Zeit und am eigenen Körper. Aber woher kommen Wearables, was können sie alles und welche Arten smarter Messgeräte gibt es?
Wearables: Was, wie, warum?
Der Begriff „Wearables“ kommt von „Wearable Computing“ und meint tragbare Computer, die uns Menschen bei verschiedensten Tätigkeiten unterstützen oder uns darüber mehr Informationen liefern sollen. Dabei spielt der Einsatz von hochentwickelter Sensorik und Künstlicher Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle. Erstere verleiht den Geräten die Fähigkeit, verschiedenste Messungen vorzunehmen – zum Beispiel unsere Herzfrequenz oder unseren Kalorienverbrauch – l verarbeitet die erhobenen Daten, wertet sie aus und gibt gegebenenfalls sogar Feedback. Zu diesem Zweck gibt es heute zahlreiche Apps, die die Daten sortieren und übersichtlich für Sie darstellen. Informationen, die Ihre Smartwatch oder Ihr Fitness Tracker erfasst, können Ihnen als Grundlage zur Verbesserung Ihrer körperlichen Verfassung dienen. Andere Funktionen sollen Ihnen schlicht das Leben leichter machen, so lässt sich eine App beispielsweise mittels Smartwatch von Ihrem Handgelenk aus steuern.
Verschiedene Arten von Wearables und ihre Funktionen
Smartwatches und Fitness Tracker
Smartwatches und Fitness Tracker erfassen Daten über den eigenen Körper zusammen mit kontextualen Daten wie Zeit und Raum. Diese Daten werden dann oft im medizinischen oder im sportlichen Kontext verwendet, um beispielsweise die eigenen Leistungen zu verbessern. Während Sie mit Fitness Trackern meistens Aktivitäten messen und seltener Anrufe annehmen oder Nachrichten empfangen, bieten Smartwatches da schon wesentlich mehr Möglichkeiten. Als Begleiterin des Smartphones können Sie viele Funktionen Ihres Handys darüber steuern. Mit der richtigen Smartwatch können Sie beispielsweise telefonieren, ohne das Smartphone dabei haben zu müssen. Zu den derzeit beliebtesten Smartwatches zählen die Apple Watch und die Huawei Watch.
Datenbrillen, smarte Brillen und smarte Kopfhörer
Datenbrillen (oder auch Smartglasses) arbeiten meistens mit Augmented Reality (AR), nicht zu verwechseln mit Virtual Reality (VR). Während Sie bei VR mit Hilfe einer speziellen Brille und anderen Peripheriegeräten in eine virtuelle Welt eintauchen, „erweitert“ AR Ihre Realität. Brillen mit AR-Technologie zeigen Ihnen zum Beispiel Informationen zu Objekten, die Sie gerade ansehen oder projizieren andere digitale Inhalte in Ihre Sicht. Ein Beispiel ist die 2012 auf dem Markt erschienene Google Glass, welche jedoch wegen ihres ungewöhnlichen Aussehens und Datenschutzbedenken auf Ablehnung traf. Aktuell bieten die meisten Smart Glasses eingebaute Kopfhörer. Meta und Ray-Ban haben gemeinsam die Ray-Ban Stories auf den Markt gebracht, die Musik abspielen, Anrufe durchführen und sogar Bilder und Fotos aufnehmen kann. Besonders interessant ist die Microsoft HoloLens, ein Mix aus AR- und VR-Brille, die holografische Modelle in Ihre Umgebung einblenden kann. Diese Technologie ist jedoch noch nicht so weit entwickelt und bisher eher selten zu finden. Die „Next Generation Smart Glasses“ von Vuzix projiziert sogar Benachrichtigungen und andere Elemente eines Smartphones direkt vor Ihre Augen, ist aber eher für den gewerblichen Gebrauch vorgesehen.
Smarte Kopfhörer hingegen bieten digitale, auditive Assistenz wie die direkte Übersetzung gehörter Sprache. Über die aktuellen Modelle der AirPods von Apple können Sie mit Sprachassistentin Siri, die nicht nur Befehle auf Ihrem Smartphone ausführen kann, sondern Ihnen auch eingehende Nachrichten vorliest, interagieren. Ähnlich funktionieren die Echo Buds von Amazon und die Pixel Buds von Google mit der jeweiligen Sprachassistenz des Unternehmens. Beide sind bisher aber nur in den USA erhältlich.
Smarte Kleidung und Smartrings
Ähnliche Funktionen wie Fitness Tracker können mittlerweile auch Kleidungsstücke erfüllen. So gibt es Textilien, die Ihren Puls, Ihre Atmung und Ihren Blutdruck messen. Das dürfte vor allem für Sportler*innen interessant sein, aber auch für Menschen mit gesundheitlichen Problemen. In den smarten Textilien von Quos sind beispielsweise intelligente Sensoren eingebaut, die direkt am Körper Ihre Herzfrequenz, Ihren Kalorienverbrauch, oder Ihre Geschwindigkeit und messen können. Für Menschen mit Herzproblemen ist vor allem der QuardioCore Wearable ECG EKG Monitor interessant, das erste weltweit medizinisch validierte tragbare EKG. Befestigt wird es ganz einfach unter der Brust und es liefert Ihnen mit über 20 Millionen aufgezeichneten Datenpunkten pro Tag einen tiefen Einblick in Ihre persönliche Lebensweise. Die Möglichkeiten gehen aber noch weit über die Funktionen hinaus, die wir bereits von Fitness Trackern kennen. Intelligente Kleidung kann sich sogar selbst reinigen, heizen oder auf Temperaturwechsel reagieren, um die bzw. den Träger*in optimal zu klimatisieren.
Smarte Ringe wie zum Beispiel der Oura Ring sehen nicht nur gut an Ihrem Finger aus. Dieser Ring beherbergt Sensoren zur Herzfrequenz- und Temperaturmessung, Schlaferkennung und Aktivitätsanalyse. Die Daten können Sie dann mit Hilfe der App „Apple Health“ oder „Google Fit“ abrufen.
Wearables und Datenschutz
Die Vorteile und der Nutzen von Wearables scheinen also klar. Doch wie steht es eigentlich um den Datenschutz? Wearables zeichnen aufgrund ihrer Nähe zum Körper mit ihren hochentwickelten Sensoren mehr und intimere Daten auf als die meisten Smartphones. Wer Zugriff auf diese Informationen hat, kann theoretisch ein Profil des jeweiligen Menschen erstellen, das mehr Wissen über die Person, ihre Präferenzen und ihre Verfassung bereithält, als diese selbst über sich hat. Kriminelle könnten diese Daten für einen Identitätsdiebstahl missbrauchen, die betreffende Person damit erpressen oder sie im Internet veröffentlichen, um ihr zu schaden. Wie Sie Wearables möglichst sicher einsetzen, lesen Sie im Folgenden.
Wie nutze ich Wearables sicher? 5 Tipps
Sobald Sie ein Wearable nutzen, sammelt es Daten über sie und gibt diese auch an den Hersteller weiter. Trotzdem gibt es Maßnahmen, die Sie treffen können, und Punkte, die Sie überprüfen können, um Ihre IT-Sicherheit zu erhöhen.
- Bewusste Nutzung: Informieren Sie sich, welche Daten Ihr Gerät erfasst, wie sie genutzt und wo so gespeichert werden. Hinterfragen Sie die Funktionen Ihres Geräts und wägen Sie potenzielle Risiken ab.
- Einstellungen und Updates: Halten Sie Ihr Gerät immer auf dem neuesten Stand, indem sie automatische Updates zulassen und aktivieren Sie die Daten-Verschlüsselung.
- Zugriffsrechte deaktivieren: Bei der Interaktion zwischen einem Wearable und Ihrem Smartphone greift das eine Gerät auf Daten des anderen zu, ebenso ist es bei Apps. Prüfen Sie in Ihren Einstellungen daher genau, welche Berechtigungen wirklich notwendig sind und deaktivieren Sie sie gegebenenfalls.
- Passwörter und PINs nutzen: Sichern Sie Ihr Wearable, falls möglich, durch eine PIN oder ein sicheres Passwort, ebenso wie Ihr Smartphone. Nutzen Sie dasselbe Passwort nie mehrmals. Bei der Handhabung Ihrer Passwörter hilft Ihnen ein Passwortmanager.
- Schnittstellen deaktivieren: Kabellostechnologien wie Bluetooth und WLAN sollten Sie bei Nichtgebrauch ausschalten, um die potentielle Angriffsfläche für Kriminelle zu minimieren. Koppeln Sie Geräte nur, wenn Sie sich eindeutig identifizieren und authentifizieren lassen, beispielsweise durch die Eingabe einer PIN auf dem Smartphone, die auf dem Wearable angezeigt wird.
Fazit: Sind Wearables die Zukunft?
Wearables bieten in ihren verschiedenen Ausprägungen unzählige Möglichkeiten und haben das Potenzial, in Zukunft nicht mehr nur Begleitgerät zu sein, sondern Dinge wie das Smartphone oder sogar die Brieftasche ganz zu ersetzen. Bereits heute ist es möglich, mit einer Smartwatch kontaktlos zu bezahlen. Dazu müssen Sie nur Ihre Kontodaten in die zugehörige App eintragen und die App autorisieren. Die totale Vernetzung birgt bei achtloser Nutzung auch Gefahren für Ihre Sicherheit. Andere kritische Stimmen reden vom Weg zur Menschmaschine. So gibt es bereits Hand-Implantate, die die Nahfunktechnik NFC unterstützen. Damit könnten Sie durch einfaches „Handauflegen“ bezahlen, Türschlösser öffnen und schließen und sich ausweisen. Ob Wearables oder sogar smarte Implantate eine dankbare Ergänzung unseres täglichen Lebens sind, liegt wohl daran, wo wir die Grenze ziehen.
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